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War 1923 schon die Gründung des Schützenvereins Hofgiebing eine etwas merkwürdige Geschichte, so hat auch die Entstehung der Böllerschützen einen etwas merkwürdigen Ursprung.
Rein zweck`s da Gaude macht Hans Grundner 1979 die Böllerprüfung. 1980 entsteht in der weiteren Umgebung von Hofgiebing ein Böllerverein ,für den Hans Grund genug, sich einen Böller anzuschaffen um bei dieser Gruppe mitballern zu können. Dieses “Fremdgehen” stößt bei seinem Giebinger Stammtisch auf absolute Verwunderung. Grundner versucht nun darauf hinzuweisen, daß der Einstieg ins Böllerschießen mit einigen tausend Mark Ausgaben verbunden sei. Da kannte er aber seine Spezln schlecht. Sogleich standen vier Interessenten auf und machten ihm klar, daß sie nicht gerade am Hungertuch nagen würden. Die Abteilung Böllerschützen Hofgiebing war praktisch gegründet.
Man stellte anfangs Februar 1981 bei der Regierung von Oberbayern den An-trag auf die Vereins - Erlaubnis und sie wurde als letzte Erlaubnis auf Anhieb gleich bezirksweit ausgestellt.
Nach den abgelegten Fachkundeprüfungen stand im Herbst 1981 mit Hans Grundner, Anton Sax, Anton Breuer, Josef Steyrer und Anton Palmberger die erste Garnison der Giebinger “Leit-Daschrecka”.

Erste Böllergarnison


In den nächsten Jahren folgten dann Sebastian Mitterer, Gerhard Grundner, Julius Kagerer, Andreas Lentner, Anton Sax jun., Hans Seidl, Josef Müller und auch Schützenmeister Helmut Schramm als Ausüber dieses alten Brauchtums nach.
Einen Aufnahme - Stop gibt es bei uns nicht. Beschlossene Sache ist jedoch, daß nur jemand als Böllerschütze aufgenommen wird, der sich auch zum Schützenverein “Rimbachquelle Hofgiebing” bekennt. Bei uns kennt jeder jeden! Und so soll es auch bleiben.
Auch haben wir uns selbst zur Auflage gemacht, daß die Giebinger Böller nicht wegen Lappalien, sondern nur aus gegebenen bodenständigen Anlässen krachen. Darunter verstehen wir hauptsächlich Fahnenweihen, Gründ-ungsfeste und dergleichen.
In der Erinnerung der aktiven Böllerschützen dürfen natürlich die bay-erischen Bezirksschützentage in Dorfen und Schrobenhausen nicht fehlen. Genauso wie schöne, runde Geburtstage, zum Beispiel beim Ehrengau-schützenmeister Max Kirschner. oder beim Ehrenbezirksschützenmeister Sepp Niedermeier, um nur einige zu erwähnen.
Groß war auch die Freude, als wir 1992 unsere gaueigene KK - Weltmeisterin Petra Scharl in ihrer Heimat ankommend mit Böllerschüssen empfangen durften.
Weitere Böller - Einsätze ließen sich aufzählen, wie zum Beispiel Mai-baumaufstellen, Kircheneinweihungen, weltliche Gebäudeeinweihungen, sowie größere Empfänge. 1995 wurden wir so oft zu den historischen Bierkriegs - Aufführungen nach Dorfen gerufen, daß so mancher Schütze schon unter einem Böller - Koller zu leiden hatte.
Einer unserer liebsten Auftritte ist natürlich, wie in jedem Jahr, wenn der in Bayern einzigartige Gauschützenzug am letzten Volksfestsonntag in Dorfen stattfindet. Hier sei noch angemerkt, daß seit 1982, als die Giebinger das erste Mal donnerten, kein Gauschützenzug mehr ins Wasser fiel, oder anders gesagt, wir Giebinger noch jeden Regentropfen ins Hintertürl des Petrus zurückschicken konnten.
Schon als wir uns das erste mal einkleideten, griffen wir zu Bundlederhose, Janker und Haferlschuhen, da trotz angestellten Forschungen keine eigene bodenständige Tracht auszumachen war.
Bis zum bayerischen Böllertreffen 1998 war die Zahl auf 14 aktive Böllerschützen angestiegen.
Schneller als erwartet kam der 21.05.1998, der große Tag für Hofgiebing näher. Dank größter Bemühungen des gesamten Schützenvereins sowie auch der Nachbarschaft von Hofgiebing waren wir auf alles vorbereitet - bis auf das Wetter. In Anbetracht dass der liebe Gott vielleicht mehr auf die Fürsprache seiner Heiligen anmessen möge, machten wir schon Monate vorher einen Bittgang zur hl. Anna nach Annabrunn.
Am Tag der Böllerschützen konnte wir damals mit H.H. Bischof Bernhard Haselberger unter weis-blauen Himmel den Gottesdienst feiern.
Nur kurz vor der Aufstellung zum Reihenschießen fielen einige Regentropfen, welche sich Gott sei Dank als Eintagsfliege erweisen sollten. Noch heute sehe ich das Bild vor mir, als H.H. Bischof Haslberger und der damalige stellvertretende bayerische Ministerpräsident Herr Hans Zehet-meier im Zelt das Mittagsmahl einnahmen und mir auf das Rednerpult zuprosten - um ihre Verbundenheit mit dem “schießenden Volk” zu demon-strieren.
Man spürte förmlich dass solche geistlichen und weltlichen hohen Würdenträger auch nur Menschen sind, die gerne einmal ab von ihrem “Dienstleben”, fernab von Anträgen, von Bitten und fernab vom “St. Bürokratius” ein paar schöne Stunden mit Otto-Normalverbraucher verleben wollen - waren sie sich durchaus bewusst dass sie im Kreise von ca. 3000 schwerbewaffneten Patrioten verweilten.
Leider ging für uns dieses “Fest der Feste” schnell vorbei und der Alltag hatte uns wieder eingeholt. Noch im selben Jahr machten wir uns zur bisher weitesten Reise - zu einem Gegenbesuch nach Zeutern bei Karlsruhe - nahe der französischen Grenze auf. Von den drei zu vergebenden Ehrenpreisen durften wir zwei mit nach Hofgiebing nehmen. Dies waren der “Erstpreis” - trotz 430 km Anfahrt - und der “Weitpreis”. Nur ein Mann fehlte uns und wir hätten auch noch den “Meistpreis” eingestrichen.
Im Jahre 1999 zog es uns in die andere Richtung zum Traunsee im Salz-kammergut. Werden auch die Künste der Österreicher gerade von uns Bayern geschmäht, so mussten wir feststellen, dass wir speziell in Punkto Aufmarsch von unseren Stammesbrüdern noch viel lernen können. Mit der Teilnahme am Schützen- und Trachtenumzug beim Münchner Oktoberfest im selben Jahr konnte man einen weiteren Höhepunkt in der Vereinsgeschichte verzeichnen. Bei einer Marschlänge von sieben Kilometern, konnte man glauben dass der Schaft des Böllers nicht aus Holz geschnitzt, sondern aus Blei gegossen wäre. Auf jeden Fall war jedermann sichtlich froh dass mann “nur” einen Handböller und noch nicht den ersehnten Schaftböller hatte.
Unvergessen bleibt auch das gemeinsame Böllerschiessen um den Olympiasee in München, sowie der spezielle Oktoberfestschützenzug im Jahre 2000 anlässlich des 50-jährigen Bestehens des BSSB.
Noch vor der Jahrtausendwende wurde uns ein Ehrenamt übertragen. Die Pfarrei Oberdorfen hatte keinen Kanonier mehr. Zweiter Gauschützenmeister Josef Deuber, selbst Mitglied des dort ansässigen Krieger- und Soldatenvereins, hatte schnell einen Lösung für dieses Problem. Sein Kommentar “ Des hamma glei - des song ma de Giabinger” - das wars. Seit dieser Zeit sind wir in Oberdorfen zuständig für den Kriegerjahrtag und für zwei weitere Friedhöfe zum Ehrensalut bei Beerdigungen von Kriegs-veteranen. Da in unserer Runde jeder Berufsstand und jede Altersklasse vertreten ist, kam auch hier nie ein Problem auf. Unser ungeschriebenes Gesetz heißt: bei einer Beerdigung unter der Woche schiessen die Landwirte oder Rentner - am Wochenende das arbeitende Volk.
Bis jetz hods no oiwei passt!
Gar groß war 2002 die Ehre als wir Giabinger den heutigen Schirmherrn Georg Huber zur Amtseinführung als Landrat so quasi mit Böllerdonner und Pulverdampf auf seinen Thron schießen durften. Dies war auch maßgebend dass wir ihn gebeten haben für heute die Schirmherrschaft zu übernehmen.
Seit dem ersten bayerischen Böllerschützentreffen 1986 in Griesstätt sind wir bis auf ein paar Ausnahmen bei jeder Zusammenkunft dieser Art dabei. Wie jeder Verein seine Bräuche pflegt, so ist es auch bei uns. Heiratet einer von den Giabinger Böllerschützen, so ertönt nach der Trauung unweit der Kirche für das Brautpaar der unüberhörbare Startschuss zum neuen Lebensabschnitt.
Auch runde Geburtstage werden lautstark angekündigt, das “jüngste” Geburtstagskind muss allerdings mindestens 50 Jahre auf dem Buckel haben. Dies gilt vor allem für unsere Aktiven Böllerer aber auch für verdiente Mitglieder des Hauptvereins Rimbachquelle Hofgiebing.
Da diese Auftritte in letzter Zeit immer häufiger auf uns zu kommen, liegt der Gedanke nahe wir werden nicht nur “reifer”, sondern “oide Leid”. St. Barbara muss diesen Notstand erkannt haben und rüttelt einen ganzen Schwung junger Burschen im besten Alter wach. So hat sich für unser heutiges Fest etwas zugetragen, was der kühnste Statistiker nicht hätte errechnen können:
25 Jahre Böllerschützen Hofgiebing - 25 aktive Böllerschützen!!
Es darf auch mal schöne Zufälle geben.
Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass von den “unseren” noch keiner aufgehört oder den Verein gewechselt hat. Demnach ist es mit den Giabingern scho zum aushoitn.
Ganz gut zum aushalten ist es auch bei unserem jährlichen vereinsinternen Böllertreffen, das jeder “Einlader” nach Lust und Laune gestalten kann. Hierbei sind auch unsere Frauen mit von der Partie, um bei Kaffee und Kuchen ihre Männer zu kritisieren, weil diese so oft im Jahr mit der “Büx” fremdgehen.
Bis hierher habe ich nur von freudigen Ereignissen berichtet, doch wie jeder weiß, liegen Freud und Leid dicht beieinander. Mußten wir schon 1994 von unserem Gründungsmitglied Anton Palmberger Abschied nehmen, der im alter von 44 Jahren starb, so war am 10. November 2002 wieder ein sehr trauriger Tag, Anton Sax sen., ebenfalls Gründungsmitglied, von uns “Heislwiae-Done” genannt, als Original weit und breit bekannt, hatte den langen Kampf gegen sein Leiden verloren. 62 Jahre waren ihm nur gegönnt. Wer ihn kannte, wird ihn nie vergessen. Sind unsere beiden verstorbenen Tonis auch nicht mehr auf dieser irdischen Welt, gerade heut - so glaube ich - sind sie mitten unter uns.
Unter uns möchte ich auch nicht missen die Patronin der Böllerschützen, St. Barbara, sowie die zwei Johannes - der Täufer und der Evangelist - ihnen ist die Hofgiebinger Kirche geweiht. Mögen sie bei Gott ein gutes Wort für unfallfreies Schießen einlegen - für uns Giabinger und für alle Böllerschützen, die uns heute durch ihren Besuch die Ehre geben.

Hans Grundner
Schußmeister